Barock-Zeitalter der Kontraste (Ausstellung Landesmusuem)

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Die Epoche des Barocks ist sehr bekannt für Ihre Kontrasten. Beim Begriff «Barock» kommen in der Regel Bilder von prachtvollen Kirchen, Meisterwerken und viel Luxus, doch die rund 200 Jahre zwischen 1580 und 1780 sind aber viel mehr als nur ihr Glanz. Der Barock war ein Zeitalter der Extreme mit dunklen und tragischen Seiten, mit: andauernde Religionskriege, Kolonialisierung und Elend. Auf das Thema geht die neue Ausstellung vom Landesmuseum ein. Die Ausstellung zeigt auf, dass die Eidgenossenschaft ein aktiver Teil dieser globalen Epoche war und auch immer wieder eigene Akzente setzen konnte. Sie zeigt ausserdem, wie einige Elemente der Barockzeit die Gesellschaft bis heute prägen. Vieles wird auch aus der Sichtweise der Schweiz gezeigt, ohne dabei den historischen Kontext zu vernachlässigen.

 

Die Ausstellung ist in vier Hauptsektionen aufgeteilt.

Die erste Sektion Architektur und Städtebau führt uns zunächst nach Rom, wo im Zuge der katholischen Reformbewegungen prachtvolle Kirchen errichtet werden. Tessiner Architekten gestalteten ein architektonisches Bild der Ewigen Stadt massgeblich mit und waren an bedeutenden Projekten beteiligt, die in der Ausstellung vorgestellt werden. Das Bedürfnis nach italianisierender Architektur steigt in ganz Europa und bald gelingt es Baumeistern aus dem schweizerischen Misox wie Enrico Zuccalli sich im süddeutschen Raum zu etablieren. Die Jesuiten tragen zur globalen Verbreitung des katholischen Glaubens und der barocken Baukultur bei. In seinem überwältigenden Gemälde inszeniert Andrea Sacchi den Innenraum der Mutterkirche des Jesuitenordens und bedeutendes Vorbild für die barocke Sakralarchitektur. Der vital Kulturtransfer ist auch in der Schweiz spürbar. Die Stiftskirche St. Gallen, deren historisches Modell dort auch zu sehen ist, ist das Resultat der Zusammenarbeit von Architekten und Künstlern aus der Schweiz, Süddeutschland und Österreich.

 

Als Nächstes treten wir in die Gartenbaukunst und der Festkultur ein. Die Gartenanlage von Versailles wird zu einem Vorbild in ganz Europa und das Streben nach Ordnung, Symmetrie und Zentralisierung zum Ausdruck von Macht und Repräsentation. Erstaunlich schnell wird die französische Gartenkunst in Solothurn, Bern und Basel adaptiert, wie dies gezeigten Pläne veranschaulichen. Der auch bis dahin abwechslungslosen Speiseplan der Eidgenossen wird durch die neu eingeführten Gemüsesorten von den Glaubensflüchtlingen vergrössert. Der Garten wird aber auch als Ort der Erholung und Kulisse für grosse Feste wie eine kleine Bühne mit Barockinstrumenten zeigen. Opern, Tanz- und Musikaufführungen sind fester Bestandteil des höfischen Lebens. In der bildenden Kunst etabliert sich die Landschaft als eigenständige Bildgattung. Schweizer Künstler legen den Fokus auf die Topografie und Naturphänomene der niedergelassenen Landschaft.

 

In der Interieur und Mode Abteilung steht die grandiose Tapisserie aus der Manufacture des Gobelins in Paris exemplarisch für die Vormachtstellung Frankreichs unter der absolutistischen Herrschaft Louis XIV.. Die spanische Kleidung, wie sie auf dem Porträt der spanischen Königin zu sehen ist, wird Mitte des 17. Jahrhunderts von der verspielten französischen Hofmode ersetzt. Die Schweiz orientiert sich wie ganz Europa an der luxuriösen Mode Frankreichs. Es entstehen in der Schweiz bedeutende protoindustrielle Zentren für die Textil- und Uhrenherstellung.

 

Bei der Abteilung « Wissen und Kunst» wird uns die fortschreitende Kolonisierung in Nord- und Südamerika und der Ausbau weltweiter Handelsnetze gezeigt. Diese führen auf der einen Seite zu Ausbeutung und Krisen auf der anderen Seite zu Bereicherung und zur beschleunigten Zirkulation von Waren und Wissen. Das sogenannte Galeriebild von Cornelis I. de Bailleur zeigt auf, wie das Wissen der Welt anhand unterschiedlichster Objekte und Kunstwerke zusammengetragen, präsentiert und diskutiert wird. In der Ausstellung gezeigte Objekte wie Miniaturen, Prägemedaillen und elaborierte Nautiluspokale gehören genauso in barocke Sammlungen wie Landschaftszeichnungen und Gemälde unterschiedlicher Gattungen. Das Stillleben von Simon Luttichuys steht exemplarisch für die damaligen Sammlungs- und Handelsinteressen.

12 blick in die ausstellung barock | 06 histoire du roi paris |

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