SQUID GAME: Der Soundtrack zum Serienhype

Design ohne Titel 16 |
4.9
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Spotify hat Daten von Playlists zu “Squid Game” analysiert. Heraus kamen die Songs, die Gen Z mit Mord und Totschlag verbinden.

(ynk) Schaut ihr gerade “Squid Game“? Statistisch gesehen: Wahrscheinlich. Die brutale Battle Royale-Show aus Südkorea übernimmt die Netflix-Maschinerie gerade mit Fanfaren, und wo auch immer man sich auf Social Media hinbewegt, findet man Memes, Spoiler oder Diskussionen zu der Serie. Sogar Spotify hat schon bemerkt, dass “Squid Game“-Playlists gerade der heiße Scheiß bei diesen jungen Leuten sind – und dazu einen interessanten Datensatz herausgegeben. Über 20.000 dieser Playlists gibt es bereits, die meisten aus Amerika, Großbritannien, Deutschland oder Australien. Grund genug für uns, uns einzuschalten. Als amtierender Ehren-Koreanist der Seite und Vertreter jener jungen Leute ™ habe ich mich einmal für euch durch diese Playlist gewühlt und die essentiellen Songs mit “Squid Game“-Vibes heraus gesucht.

Um hier quantitativ sinnvolle Einordnung zu liefern, habe ich mir ein paar Dutzend dieser Playlists angeschaut und Songs ausgewählt, die hier oft waren. Die meisten gehen nämlich sowieso irgendwann vogelwild durcheinander. “Rolling In The Deep” von Adele habe ich gesehen, aber auch “Teenage Dream” von Katy Perry (?) oder “Bohemian Rhapsody” (???). Es macht also nicht alles Sinn, was im Internet als “Squid Game“-Vibe aufgelistet wird. Aber wir werden selbst bestimmt genug Spaß selbst mit den Konsens-Picks haben, denn – so viel sei vorweggenommen – auch die haben ein paar schräge Entscheidungen zu bieten. Vieles kommt aus dem aktuellen Pop-Geschehen, ein paar zeitlose Klassiker sind dabei. Manchmal muss man wirklich nachdenken, was das auf irgendeiner Ebene mit Mörderspielen zu tun hat.

Eine kleine Spoiler-Warnung muss ich ebenfalls herausgeben. Ohne gewisse Motive oder Handlungen von bestimmten Charakteren gäben manche Song-Platzierungen wenig Sinn. Wer also noch nicht fertig geschaut hat oder noch schauen will – sollte vielleicht erst nach kompletter Pflichtlektüre wieder hier auf der Matte stehen.

OLIVER TREE – LIFE GOES ON

Atmosphärisch schlägt “Life Goes On” von Oliver Tree auf vielen Playlists in eine sehr ähnliche Kerbe. Da ist er wieder, dieser wohlverdiente Zynismus in Kombi mit einem warmen, nostalgischen Sound. Der Durchbruchs-Hit von diesem lange in verschiedenen Szenen streunenden Pop-Weirdo kam diesen Frühling heraus und gehört inzwischen wohl zu seinen wohlbekanntesten Songs. Und der “Squid Game”-Kontext passt perfekt. Es wäre eine absolut in der Logik der Show liegende Sache, den Teilnehmern ein freundlich gehauchtes “Life Goes On” nahezulegen, warme Musik im Hintergrund, bevor die Kugeln sich ihnen in den Rücken bohren.

ROCKWELL – SOMEBODY’S WATCHING ME

Dieser Helloween-Klassiker gilt natürlich auch für ein Setting, in dem die Spieler die ganze Zeit beobachtet werden. Ein ganzer Überwachungs-Stab an kleinen Männchen hat konstant Kameras auf sie gerichtet, jede Bewegung wird überwacht (außer, man kriecht wie Queen Jung Ho-yeon durch den Abzug). Da hören die Parallelen zwar auch schon wieder auf, aber die Mischung aus Rockwells (und Michaels) legendärer Paranoia-Jam und der offensichtlichen Anwendung auf Squid Game-Playlists hat wohl so viel Sinn ergeben, dass binnen der letzten Wochen die Streaming-Zahlen des Songs um 1000% gestiegen sind.

 

MELANIE MARTINEZ – TAG, YOU’RE IT

Ganz ähnliches gilt für den bereits ein paar Jahre alten Song “Tag, You’re It” von Melanie Martinez. Diese inzwischen mehr oder weniger aus dem ernstgenommenen Alt-Pop-Kanon exkommunizierte Sängerin hatte einen Run, in dem mit ihrer fragwürdigen Mischung aus Lolita-Ästhetik und latentem Horror-Feeling regelmäßig irre Streaming-Zahlen eingefahren hat. “Tag, You’re It” passt ästhetisch wunderbar in diese Liste, weil es nicht ganz so auf die Nase gebunden wie andere ihrer Songs daherkommt. Aber trotzdem – die musikalisch unheimliche Aufarbeitung von Kinderspielen passt hier einfach zu gut.

STRAUS – AN DER SCHÖNEN BLAUEN DONAU

Zwei weitere Tracks, zu denen Spotify die Zahlen-Steigerung angegeben hat, haben wir hintenraus. Das sind nämlich die klassischen Stücke, die in verschiedenen Szenen genutzt wurde. Ähnlich wie “Fly Me To The Moon” ist der Wiener Donauwalzer in den Deathgames zu Hören gewesen. Immerhin haben genug Leute die Credits abgewartet und den Song gesucht, um eine Traffic-Erhöhung von 80% auf Spotify zu erreichen. Witzig wird es, wenn man auf YouTube erst die allgemeinen Kommentare ansieht – und dann die aktuellen. Die “Squid Game”-Kids haben das Ding wahrlich gefunden. Mit 80% ist der Donauwalzer Platz zwei der Klassik-Streaming-Gewinner der Serie. Platz drei belegt übrigens Tschaikowskys “Serenade for Strings in C Major, Op. 48, TH 48: III. Elegie” mit 50% Anstieg in Streams. Und was liegt ganz vorne?

 

HAYDN – TRUMPET CONCERTO IN E-FLAT MAJOR, HOB. VIIE:1: III. FINALE – ALLEGRO

Mann, heute reden wir auf laut.de ja wirklich über Zeug. Aber hier haben wir ein Trompetenkonzert von Haydn, dessen gesamter Titel in bester Klassik-Manier erstmal so wiedergegeben werden muss. “Trumpet Concerto in E-Flat Major, Hob. VIIe:1: III. Finale – Allegro” hat immerhin in der letzten Zeit auf Spotify stabile 350% an Streams dazugewonnen. Da haben die Playlists, in denen es zwischen ABBABlackpink und Olivia Rodrigo gebettet liegt, ganze Arbeit geleistet. Aber vielleicht könnte es hier auch daran gelegen haben, dass die gewöhnlichen Streaming-Zahlen hiervon ohnehin nie galaktisch hoch waren.

 

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