Jan Böhmermann: Polizistensohn goes Revolution

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“Bürgermeister” macht einen Werbespot für Demokratie und Gewaltenteilung. Mit Haftbefehl.

 Jan Böhmermann, menschgewordener Zwinkersmiley, schlüpft einmal mehr in seine Persona des Polizistensohns. Sein Rap-Parodie-Alter Ego, das einst vor allem aus Häme gegen Rapper wie Haftbefehl ins Leben gerufen wurde, hat inzwischen gemerkt, dass Rapper wie Haftbefehl eigentlich ziemlich geil sind – und wird deswegen auf dem neuen Song “Bürgermeister” abschließend fast ernst genutzt. Mit einem Appell an Bürgerbeteiligung und Demokratie schickt Böhmermann sein beliebtes Gimmick in die Rente.

Das führt dazu, dass die neue Nummer sich mit dem innovativen Thema “schlechte Politiker” auseinandersetzt. Wenn sich nämlich keiner beteiligt und niemand wählen geht, dann bleiben die im Amt. Wahre Worte, gute Worte, auch wenn der abschließende Satz “Ist das noch Satire, oder ist das schon Revolution?” ein bisschen übermotiviert daherkommt. Immerhin hörte man, was hier im Haftbefehl-Cosplay vorgetragen wurde, schon in Demokratie-Werbespots des Bundestags aus den Neunzigern.

Die Fans freut es natürlich trotzdem, den “blassen dünnen Jungen” noch einmal in Aktion zu sehen, immerhin gibt es zwischen der Wiedereröffnung der Poetry Slams und dem nächsten Band der Känguru-Chroniker gerade nicht sehr viel zu lachen. Richtig überrascht am Ende nur eines: Der Polizistensohnvater persönlich tritt für ein Cameo auf. Haftbefehl reicht Böhmermann schließlich brüderlich die Hand und gibt sich auf Social Media als Fan zu erkennen. Und warum auch nicht, ist der Polizistensohn-Arc doch irgendwie süß: Was als Bildungsarroganz angefangen hat, hat sich schlussendlich zu ehrlicher, gegenseitiger Anerkennung entwickelt.

So ist das eben damit, Dinge “ironisch zu feiern“, wie es mit Trap oder früher eben auch Haftbefehl so oft passierte. Solange es fremd wirkt und mit irgendwelchen Klischees belastet scheint, will die Mitte der Gesellschaft nichts damit zu tun haben. Weil sie es aber offensichtlich insgeheim trotzdem ein bisschen geil finden, warten sie, bis Figuren wie Böhermann den Sound mit für sie in harmlos aufbereiten. Das ist der selbe Effekt von Post Malone bis Elvis Presley. Hoffen wir nur, dass nach dem Abschluss der Polizistensohn-Saga Böhmermann-Fans einfach ganz normal Hafti feiern können.

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