Urheberrecht: Twitch erleidet Copyright-Blutbad

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Eine der größten Plattformen für Livestreams hat über Nacht unzählige Videos gelöscht. Die User sind frustriert.

Twitch musste in Bezug auf Audio-Urheberrecht einen radikalen Schritt gehen. Nachdem die Livestream-Plattform jahrelang lax mit geschütztem Audio-Material umgegangen ist, ging in den vergangenen Monaten eine Lawine an Klagen ein. Als Reaktion darauf nahmen sie quasi über Nacht dutzende Aufnahmen vom Netz. User der Plattform beklagen Intransparenz.

Es geht um sogenannte DMCA-Beschwerden, also Anmerkungen, dass Twitch-User urheberrechtlich geschützte Musikstücke verwenden und monetarisieren. Ein Verband großer Player der Musikindustrie schrieb einen Brief, der das Vaterunternehmen Amazon und dessen Inhaber Jeff Bezos dazu aufrief, die versprochenen Zugeständnisse an die Musikindustrie vehementer einzuhalten. Denn obwohl sich der Streaming-Anbieter für eine Partnerschaft mit globalen Musikvertrieben verpflichtete, einen verlässlichen Scan für hochgeladene Audios durchzuführen, seien immer noch große Mengen an ungeprüften Daten online gegangen, ohne die genutzten Interpreten zu bezahlen.

Urheberrecht-Tool bereits in Betrieb

Der Streit entzündete sich wohl anhand eines neuen Vorstoßes seitens Twitch, seinen Nutzern lizenzfreie Musik zur Verfügung zu stellen. Das Tool namens «Soundtrack» käme zu spät, um den weiterhin grassierenden Copyright-Missbräuchen der Plattform beizukommen. Twitch positionierte sich erst ausweichend und argumentierte, dass die Möglichkeit, dass Musiker in der Corona-Pandemie Geld verdienen und mit Hörerschaften connecten können, ja eigentlich ein Beitrag zur Unterstützung der Musikindustrie sei. RIAA-Vorstand Mitch Glazier hielt in einem Statement für Variety dem entgegen, dass das nicht den Kern des Problems adressiere und bekräftigte, dass ohne angemessene Entlohnung von Songwritern und Musikern eine weitere Partnerschaft mit Twitch ausgeschlossen sei.

Da die RIAA und der Verband der Musikvertriebe im Recht sind, musste Twitch prompt und handfest reagieren. Die Massen-Löschaktion scheint demnach eine Notfall-Operation zu sein, aber eine der wenigen wirklich validen Lösungen für die Plattform. Trotzdem zeigten sich viele User verständlicherweise frustriert von den zahlreichen Löschungen. Manche User sprachen mit Blick auf die nun fehlende Musik-Integration von einem ausgelöschten Lebenswerk, die vorrangige Kritik beläuft sich derzeit aber allen voran auf die mangelnde Transparenz des Schrittes. In einem Statement versprach Twitch, in Kürze klarere Tutorials für die Nutzung von Musik auf der Plattform zur Verfügung zu stellen. Bis dahin helfen die User sich selbst: Ein Tool, das potentielle Uploads auf seine Urheberrechts-Sicherheit prüft, wurde vor zwei Tagen bereits probehalber in Betrieb genommen.

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