XAVIER NAIDOO: Die medienwirksame Freiheit der Idiotie

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Deutschlands bekanntester Reichsbürger-Sympathisant spielt 4D-Schach mit allen, die ihm Aufmerksamkeit geben wollen.

Es war alles von langer Hand geplant: Xavier Naidoo fädelte seinen Rauswurf bei DSDS eigentlich nur ein, damit er die Aufmerksamkeit auf sein bald erscheinendes, “patriotisches” Album bündeln kann. Diese bizarre Neuigkeit verbreitet sich gerade durch das Netz, nachdem ein Interview mit dem selbsternannten Investigativ-Journalisten Oliver Janich aufgetaucht ist, in dem Xavier Dinge erzählte, die er eben so zu erzählen pflegt. Der menschgemachte Klimawandel sei eine Lüge, Deutschland eine GmbH, man solle nicht wählen, weil es ein Unrechts-Staat sei. Am Ende fängt er dann noch an, schief zu singen.

Hier ist die Zusammenfassung des Videos durch das Medienmagazin DWDL, das seine Aussagen einordnet. Man muss das Originalvideo nicht gesehen haben, es muss sich nicht künstlich weiterverbreiten, DWDL war hier fair und ganzheitlich im Blick auf das Video. Soweit also der Stand der Dinge: Xavier Naidoo macht sich zum Horst. Passiert ja wirklich nicht das erste MalWirklich nichtEs gab ein paar Zwischenfälle.

Warum also überhaupt darüber sprechen? Natürlich könnte man den Mann inzwischen einfach boykottieren, ihn totschweigen und beim Familien-Dinner so tun, als hätte es ihn nie gegeben. Aber warum denn? Auch wenn seine Ideen im Kern gefährlich und strohdumm sind, sollte man ihm nicht noch die Bestätigung geben, ihn als gefährlich zu betrachten. Im Gegenteil: Ich halte den Mann für irrwitzig. Das Video ist doch das beste Beispiel: Da sitzt also dieser verwirrte Onkel in der Blüte seiner Verwirrung und erzählt einem Pseudo-Journalisten darüber, dass er komplexe Sachverhalte moderner Wissenschaft besser verstünde als die besten Wissenschaftler der Welt und erklärt dann im nächsten Atemzug, er habe sich dieses Wissen via YouTube-Videos angeeignet.

Es wird doch nicht witziger als das, oder? Ich würde so gerne sehen, wie sich Xavier tatsächlich einer Diskussion mit realen Forschern stellt, immerhin sagt er im Video ja, er fühle sich bestens auf diese Diskussion vorbereitet. Es wäre pure Comedy zu sehen, wie Xavier seine Physik- und Chemie-Kenntnisse von der YouTube-Universität gegen einen realen Wissenschaftler vorbringt. Macht, dass das das nächste “Pocher gegen Wendler” wird, dann würde sich auch ein Fernseher mal wieder lohnen.

Ja, Xaviers Ideen sind gefährlich, der Mann an sich ist es aber nicht. Der Mann arbeitet nun seit Jahren vehement daran, eine Witzfigur zu sein. Dann verdient er es auch, als solche behandelt zu werden. Mit je mehr Verbitterung und Zorn man auf ihn reagiert, desto stolzer muss er sich fühlen. Die Diskussion, ihm eine Plattform zu geben, umweht ihn mit einer mysteriösen Aura. Er fühlt sich wie eine valide Opposition, er fühlt sich als Opfer der Zensur. Aber niemand sollte ihn zensieren. Er ist doch selbst das beste Argument gegen seine Argumente. Denn ging es mal weniger darum, ob er diese Dinge sagen darf, sondern darum, was genau er sagt, würde er sehr schnell auf Grundeis gehen. Nach all den dummen Videos, all den Hysterien um seine schockierenden Aussagen hat er noch kein halbwegs verwertbares Argument zu irgendetwas geliefert. Und sobald er nicht mehr die Opferrolle des Zensierten einnimmt, wird es wesentlich schwerer, ihn zu verteidigen. “Jeder darf seine Meinung haben”, ist nämlich leicht gesagt. “Xavier hat Recht damit, dass der Klimawandel eine Verschwörung ist, obwohl alle Beweise dagegen sprechen…” wird schon etwas komplizierter.

In diesem Sinne: Bringt gerne sein “patriotisches Album” heran. Es wird sicher wirklich, wirklich urkomisch, wie er das verkauft. Ich hoffe, es wird nicht nur weinerliches Opfer-Getue. Ich hoffe inständig, dass er dieses Mal so richtig all out gegen die Bilderberger und die Rothschilds und die BRD GmbH geht. Er hat das Recht, das zu sagen. Wir haben das Recht, uns darüber lustig zu machen.

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